Informationen zum Thema „Credit Trends Schweiz“ und Aktienkursentwicklung von Schweizer Grosskonzernen (1/2000 – 12/2023)

12.12.2023

Beim Verfassen der Publikation «Credit Trends» im Jahr 2009 entstand die Idee, Sie regelmässig über den Kreditratingverlauf ganz bestimmter im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmungen (Blue Chips) zu informieren.

WieWie hat sich (a) die Bonität von etablierten Schweizer Grosskonzernen langfristig entwickelt (ab 1. Januar 2000) und wie hat (b), parallel dazu, der Schweizer Aktienmarkt performt?

Mit diesen zwei grundlegenden Fragen beschäftigen wir uns hier an dieser Stelle. Wir verknüpfen Bonitätsinformationen aus dem Bereich der Schuldpapiere (Anleihen) mit Kursinformationen aus dem Bereich der Beteiligungspapiere (Aktien).

In der Darstellung unten sind diejenigen Unternehmungen nicht enthalten, die definitiv im Laufe des Analysezeitraums aus dem Aktienindex gestrichen wurden (Aus- und Wiedereintritte sind enthalten, sofern die Firmen zu Beginn und am Ende der Erhebungsperiode Bestandteil des SMI waren). Nicht selten handelt es sich bei den Aktiengesellschaften, die aus dem SMI gekippt werden um so genannte «Fallen Angels», also um Firmen, die aufgrund einer schlechten relativen Aktienkursentwicklung oder gar wegen einer Insolvenz (SAirGroup) sich nicht mehr für einen Erhalt in der SMI-Topliga qualifizieren. Der SMI unterliegt somit einem in der Wissenschaft als «Survivor Bias» bezeichneten Drall. Nur die ‚Starken’ schaffen den Verbleib im Leitindex; so schluckte beispielsweise im Jahr 2023 die zu jenem Zeitpunkt gut kapitalisierte Grossbank UBS die stark angeschlagene Credit Suisse, womit die zweitgrösste Grossbank der Schweiz aus dem SMI gestrichen wurde. Fusionen und Übernahmen mit ausländischen Grosskonzernen können ebenfalls zu einem Verlassen des SMI führen. Dagegen dürfte ein „Going Private“ bei SMI-Gesellschaften kein ernsthaftes Thema sein, da die Konzerne viel zu eng mit der Wirtschaft und der Welt verflochten sind. Kommt hinzu, dass der Kreis der beteiligten Investoren/-innen im Falle von SMI-Gesellschaften meistens sehr gross und bunt durchmischt ist, was ein solches Vorhaben zusätzlich erschweren würde.

Lediglich zehn der heute zwanzig Schweizer Grossfirmen waren zu Beginn der Untersuchungsperiode, am 1. Januar 2000, im Schweizer Aktienleitindex SMI vertreten und sind es heute noch (12/2023). Bei zehn Aktiengesellschaften (50% der Firmen) handelt es sich um Neuzuzüger während der Untersuchungsperiode.

Bei den zehn Blue Chips, die bereits am 1. Januar 2000 Bestandteil des SMI waren und es auch heute noch sind (oder wieder sind), handelt es sich um folgende Gesellschaften (in alphabetischer Reihenfolge): ABB, Holcim, Nestlé, Novartis, Roche, SGS, Swiss Re, Swisscom, UBS und Zurich.

Die zehn vorerwähnten Schweizer Grosskonzerne verfügen Ende 2023 alle über mindestens eine Ratingeinstufung einer international anerkannten Ratingagentur. Von allen zwanzig im SMI repräsentierten Gesellschaften verfügen aktuell rund 16 Firmen (80%) über ein Vertragsrating von Moody’s und/oder S&P Global Ratings. Vier börsenkotierte SMI-Aktiengesellschaften verfügen Ende 2023 über keine Bonitätseinschätzung durch Moody’s und/oder S&P Global Ratings. Zum Vergleich: Anfangs 2000 hatten von den damals im SMI enthaltenen Unternehmungen erst acht Gesellschaften (40%) ein Gütesiegel von mindestens einer der beiden Ratingagenturen. Daraus lässt sich schliessen, dass die Bedeutung von Kreditratingeinstufungen für Grossunternehmungen in der Schweiz zugenommen hat.

Sechs dieser zehn Grosskonzerne erfüllen die Ratingkriterien für unsere Untersuchung. Adecco war, wie die Credit Suisse auch, anfangs 2000 im SMI vertreten und verfügte über ein offizielles Rating. Adecco fiel jedoch 2020 aus dem Schweizer Aktienleitbarometer. Adecco verfügte über die tiefste Bonitätseinstufung der acht offiziell mit einem Rating versehenen SMI-Gesellschaften am 1.1.2000. Wie schon erwähnt, wurde die Grossbank Credit Suisse (mit ausstehenden Credit Ratings) 2023 aus dem SMI gestrichen.

Bei den sechs für unsere aktuelle Analyse relevanten SMI-Firmen, die bereits zu Beginn der Erhebungsperiode über eine offizielle Bonitätseinstufung von Moody’s und/oder S&P Global Ratings verfügten, handelt es sich ausnahmslos um Schweizer Traditionsunternehmungen mit einer sehr langen Firmengeschichte. Es sind dies (in alphabetischer Reihenfolge): ABB, Nestlé, Novartis, Swiss Re, UBS und Zurich.

Die Netto-Bonitätsveränderung - anhand der offiziellen Credit Ratings von Moody’s und/oder S&P Global Ratings – entscheidet darüber, in welche von vier Kategorien die jeweilige an der Schweizer Börse SIX Swiss Stock Exchange gelistete Schweizer Grossunternehmung fällt („Rating Loser“ / „Rating Winner“ / „Rating Silent“ / „Rating Mixed“).

Die Nachfrage nach Credit Ratings geht in der Regel mit einem Wachstum der ausstehenden Anleihenschulden einher. Professionelle Investorinnen und Investoren verlangen eine glaubwürdige, möglichst unabhängige Kreditwürdigkeitsbeurteilung, um das Risiko einer langfristigen Investition in Schuldpapiere (besser) abschätzen zu können. Kommt hinzu: Nur wer das Risiko der Anlage kennt, ist überhaupt in der Lage die ‚faire‘ Verfallrendite zu bestimmen – ohne Kenntnisse zur Bonität muss damit gerechnet werden, dass der an der Börse bezahlte Kurs eines Schuldpapiers nicht dem ‚fairen‘ Wert zum Zeitpunkt des Kaufs oder Verkaufs entspricht. Die Anleihenmärkte sind in vielen Schuldnersegmenten weniger effizient in der Informationsverarbeitung als die Aktienmärkte und auch weniger liquide. Der Ausgangspunkt jeder Börsentransaktion im Bereich von Schuldpapieren bildet folglich die sorgfältige Prüfung der Kreditwürdigkeit.

Für die Anlagerinnen und Anleger ist es wichtig, dass Kreditinformationen adäquat aufgearbeitet und zeitnah verfügbar sind. Nützliche Bonitätsinformationen können selbstverständlich auch solche sein, die nicht direkt im Zusammenhang mit einem Kreditrating stehen. Eine wachsende Anzahl offizieller Credit Ratings in einem Land sagt noch nichts über die effektive Bonität der einzelnen Schuldner aus. Wie die Langfristanalyse von Visual Finance für den Schweizer Markt zeigt, geht eine allgemein feststellbare Ausweitung der Gütesiegel nicht automatisch mit einer Verbesserung der Kreditqualität einher. So hat sich die Bonität der von Visual Finance untersuchten etablierten Schweizer Grosskonzernen im Untersuchungszeitraum 1/2000 bis 12/2023 von einem sehr hohen Ausgangsniveau aus verschlechtert. Sehr mager fiel die Aktienkursgewinnrendite in der Untersuchungsperiode aus (auch unter Berücksichtigung von diversen periodischen und unregelmässigen Ausschüttungen an die Aktionärinnen und Aktionäre dürfte die Gesamtrendite, also der Total Return vor Steuern, klar unter den langfristigen Durchschnittswerten liegen).

Die sechs nachsehend aufgeführten Firmen (Analyseuniversum) repräsentieren heute zwar nur noch 30% der im SMI enthaltenen Aktiengesellschaften, betreffend Aktienbörsenkapitalisierung gehören diese allerdings, abgesehen von Swiss Re, zu den Börsenschwergewichten der Schweiz. Die sechs SMI-Gesellschaften, die Eingang in die Studie von Visual Finance finden, vereinen etwas mehr als die Hälfte der gesamten SMI-Börsenkapitalisierung auf sich (12/2023).

Der Pharma- und Diagnostikonzern Roche verfügt nach Nestlé (Nahrungsmittel) über die zweithöchste Marktkapitalisierung im SMI-Firmenuniversum. Da Roche jedoch erst einige Jahre nach dem 1.1.2000 (Startpunkt unserer Analyse) zum ersten Mal von einer internationalen Kreditratingagentur beurteilt wurde, bleibt die interessante Ratingentwicklung der Roche-Gruppe unberücksichtigt.

Die Untersuchung von Visual Finance zeigt für die Schweiz, dass eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit (mit Credit Ratings als Messgrösse) mit mageren Aktienrenditen beim Swiss Market Index SMI einhergeht.

Ganz besonders Aktiengesellschaften aus dem Finanzsektor (Banken und Versicherungen) sollten ein sehr grosses Interesse daran haben, über eine möglichst gute Kreditqualität zu verfügen. Tun sie das nicht, laufen sie plötzlich Gefahr, ausgelöst durch besondere Ereignisse, vom Markt brutal abgestraft zu werden – ähnlich wie es in den vergangenen 24 Jahren war.

Wünschen Sie weitere Informationen zum Thema – Wir beraten Sie gerne. (Telefon +41 52 222 44 40 / E-Mail mail@visualfinance.ch).


(I) Credit Quality Debtors

“SMI Credit Rating Loser”

Swiss Blue Chips with Credit Rating Downgrade(s)
by Moody’s and/or S&P Global Ratings since January 1st, 2000

ABB
Credit Suisse
Nestlé
Novartis
Swiss Re
UBS
Zurich


“SMI Credit Rating Winner”

Swiss Blue Chips with Credit Rating Upgrade(s)
by Moody’s and/or S&P Global Ratings since January 1st, 2000

none


“SMI Credit Rating Silent”

Swiss Blue Chips with (net) unchanged Credit Ratings
by Moody’s and/or S&P Global Ratings since January 1st, 2000

none


“SMI Credit Rating Mixed”

Swiss Blue Chips with Credit Rating Downgrade(s)
and Credit Rating Upgrade(s)

by Moody’s and/or S&P Global Ratings since January 1st, 2000

none



(II) Stock Market Performance

Stock Market Performance
Swiss Market Index since January 1st, 2000

+46% / +1.6% p.a.

Distance to Reference Date (t)

23 Years 11 Months 9 Days

Last Update: December 9th, 2023
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